Weihnachtsgurke „Legend of Pickle“
Weihnachtsgurke „Legend of Pickle“
Lauscha ist ein kleiner Ort in Thüringen. Hier ist die Firma Lauscha-Nostalgie ansässig. Neben vielen schönen Glaskünsten stellt die Firma Lauscha-Nostalgie auch Weihnachtsbaumschmuck her. Hier kann man wählen ob im Dutzend oder Einzelstücke. Der Ort Lauscha war schon 1597 als Glasbläserstadt bekannt. Um 1860 wurde in Lauscha auch vermehrt Christbaumschmuck hergestellt und gilt als Geburtsort des gläsernen Christbaumschmucks.
Ganz besonders interessant fand ich natürlich den Christbaumschmuck in Form einer Gurke aus Glas. Jedes ist ein Unikat, reine handarbeit und wird mit einem Zertifikat ausgeliefert. Dieser außergewöhnliche Weihnachtsschmuck wird immer mit der Geschichte „alte deutschen Tradition aus dem 18. Jahrhundert“ verkauft und wurde angeblich 1880 in Lauscha erfunden.
Der Überlieferung nach entstand die Tradition Ende des 18. Jahrhunderts als die Familien noch recht viele Kinder hatten aber auch recht arm waren. Der Weihnachtsschmuck, in Form und Aussehen einer Gurke, wurde zwischen die grünen Zweige des Weihnachtsbaumes gehängt und musst dort von den Kinder gesucht werden. Dabei durfte der Baum nicht berührt werden. Das Kind was den Baumschmuck fand bekam ein extra Geschenk. Auch in Amerika ist diese alte Tradition sehr beliebt und nennt sich „Legend of the Pickle“.
Nach vielen Recherchen muss man aber zu dem Schluss kommen das es diese alte Tradition nicht gibt und evtl. auch nie gab. Selbst einige amerikanische Freunde erzählten mir das sie noch nie was davon gehört haben und wenn doch dann auch bloß die Story mit der „alten deutschen Tradition aus dem 18. Jahrhundert“ aber in Amerika praktiziert das niemand oder nur sehr wenige die nicht bekannt sind. Eine Überlegung ist natürlich auch, ob dies nicht einfach ein strategischer Werbezug der Herstellerfirmen ist. Die Kombination aus den Wörtern „Weihnachten + alte Tradition + Amerika“ scheint mir dann doch zu sehr aus der Feder eines Werbefachmannes. Was auch vorstellbar wäre, dass diese „alte Tradition“ wirklich 1880 in Lauscha erfunden wurde. Und zwar von den Glasbläsern selber. Getreu dem Moto: „Gurken am Weihnachtsbaum? Warum nicht. Hauptsache wir verkaufen mehr von unserer Glaskunst.“
Eine andere Geschichte sagt, dass ein John Lower (er soll der Geschichte nach deutsche Wurzeln gehabt haben und eigentlich Hans Lauer geheißen haben) im amerikanischen Bürgerkrieg gefangen genommen wurde und in ein Gefängnis in Andersonville in Gorgia gesteckt wurde. Als sich sein Gesundheitszustand sehr verschlechterte und er kurz vor seinem Tod stand bat er einen Wachmann um eine Essiggurke die er in Deutschland so gerne gegessen hat. Der Wachmann hatte Mitleid und gab ihm eine. John Lower behauptete später, dass diese Gurke von Gott gesegnet war und ihm daher die Kraft gab zu überleben und wieder Gesund zu werden. Als er wieder bei seiner Familie war begann er mit dem Brauch, jedes Jahr im Weihnachtsbaum eine kleine Gurke zu verstecken. Der erste der sie fand sollte für ein Jahr gesegnet sein.
Das klingt dann doch noch seltsamer als die erste Theorie. Wenn ich im sterben liege Frage ich dann nach einer Gurke? Na gut ICH vielleicht ja aber die anderen 7 Milliarden Menschen sicherlich nicht. Also wo und wer diesen Brauch, den keiner kennt, erfunden hat bleibt schleierhaft.
Es gibt noch eine dritte Geschichte dazu die aber noch absurder klingt als die ersten beiden zusammen. Zwei spanische Jungs wollten zu Weihnachten aus dem Internat raus um zu ihren Familien zufahren. Sie übernachteten in einer Herberge. Der Wirt des Hauses klaute ihnen ihr ganzes Hab und gut und sperrte sie in ein Gurkenfass ein. Der Nikolaus, der auch in dem Haus schlief, fand die beiden Jungen in dem Gurkenfass und befreite sie.
Wo genau dieser Brauch herkommen soll lässt sich nicht klären. Auch ist es nicht beweisbar ob es überhaupt diesen Brauch gibt. Fakt ist aber, dass sich ohne solche Geschichten sicherlich niemals Gurken als Weihnachtsschmuck verkaufen würden. Ein Gutes hat dieser Brauch aber. Wenn er wirklich so praktiziert wird und die Kinder wirklich nach der Weihnachtsgurke suchen müssen, beschäftigen sie sich wenigstens ein wenig mit dem Weihnachtsbaum und seiner schön geschmückten Art. Bleibt doch nur der Schluss, dass jeder an seinen Weihnachtsbaum den Christbaumschmuck hängen soll den er mag. Auch wenn es eine Weihnachtsgurke mit einer fragwürdigen Geschichte ist.
Wer irgendwas Genaueres weiß über die Weihnachtsgurke soll mich bitte unbedingt anschreiben oder die Kommentarfunktion nutzen. Vielen Dank.